Nun war ich also endlich in der
Provinz Krabi an der Westküste Südthailands, wo ich von Beginn meines Aufenthalts an unbedingt hin wollte. Je weiter ich in den Süden des Landes vordrang, desto sichtbarer wurde der Einfluss des Islam. Die Anzahl der buddhistischen Tempel verringerte sich schlagartig und die ersten Moscheen waren zu sehen. Viele Frauen trugen den Schleier und die Männer die muslimische Kopfbedeckung. Die kulturellen und wirtschaftlichen Differenzen verglichen mit dem Norden sind groß und führen immer wieder zu neuen Unruhen. Insbesondere die königliche Familie setzt alles daran, die Streitigkeiten zu schlichten. Ich bekam von Unruhen nichts mit, da sie eher ganz im Süden im malaysischen Grenzraum ausbrechen. Vor dem nordsüdlich verlaufenden nahezu 130 Kilometer langen Küstenstreifen der Provinz liegen mehr als einhundert bewohnte und unbewohnte Inseln mit teils herrlichen Stränden. Meine Absicht war es, einige dieser schönsten Strände zu entdecken. Die gesamte Region Krabi ist Nationalparkgebiet, daher ist es untersagt, an den Stränden Liegestühle und Sonnenschirme aufzustellen. Die Mangrovensümpfe nördlich von
Ao Nang und die Reisfelder der Provinz versorgen die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln.
Die Stadt Ao Nang, in der ich mich aufhielt, liegt direkt am Meer und hat einige schöne Strände zu bieten. Das hatte ich schon bei der Einfahrt bemerkt. Sie ist aber von Touristen überlaufen und im Verhalten nicht besonders sympathisch. Es dreht sich alles nur ums Geld. Doch die Lage ist sowohl für Ausflüge zu den umliegenden Inseln als auch ins Landesinnere sehr günstig. In der Stadt Krabi befindet sich der Fährhafen zu Inseln wie Ko Lanta im Süden und Ko Phi Phi im Südwesten. Der Fährbetrieb wird jedoch erst zu Beginn der Hauptsaison im November aufgenommen.
Der erste Tag alleine in Ao Nang war geprägt von den Problemen mit dem miesen Internet im Hotel. Gleich nach dem Frühstück rückte ich zu Fuß aus, um eine bessere Alternative zu suchen. Ein nett aussehendes Resort am Strand bot leider kein Internet am Zimmer an, und so zog ich weiter. Ich folgte wieder einmal meinem Gefühl und fand wie aus dem Nichts plötzlich ein passendes Haus. Es war zwar nicht ganz so schön wie das aktuelle Hotel, dafür aber deutlich günstiger und mit funktionierendem Internet ausgestattet. Ich hatte mein Notebook mit dabei und testete die Leistung am Zimmer. Aber auch in so einem Fall musste man das Ergebnis mit Vorsicht genießen, denn es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass die Leitungen zu späteren Zeitpunkten mehr oder weniger zusammenbrechen.
Ao Nang-Abfahrt zur Railay Halbinsel
Danach spazierte ich zu einem Strand, wo viele Longtail-Boote auf Kunden warteten. Am Anfang eines Aufenthalts bemühte ich mich regelmäßig, möglichst rasch ein Gefühl für den Ort aufzubauen. Da ich müde war, unternahm ich an diesem Tag nicht mehr viel. Abends nutzte ich noch das Fitnesscenter meines Hotels, aus dem ich am nächsten Morgen ausziehen würde.
Wenn man auf die Unterstützung anderer Menschen angewiesen ist, merkt man schnell, auf welcher Ebene des Bewusstseins diese sich gerade befinden. Ein Hotelwechsel ohne eigenen fahrbaren Untersatz stellt in einem fremden Land immer eine kleine Herausforderung dar, außer man akzeptiert das Diktat der lokalen Taximafia. Mein neues Hotel befand sich etwa drei- bis vierhundert Meter vom bisherigen entfernt, doch die Angebote der Moped-Taxis waren unverschämt. Ein Taxi stand neben dem anderen und die Fahrer hatten nichts zu tun, doch bevor sie einen etwas angepassten Preis akzeptierten, taten sie lieber gar nichts. Mir war es letztendlich egal, ich schaffte es auch so. Wäre ich der Taxiunternehmer, ich würde meinen Fahrern allerdings ordentlich die Leviten lesen. Zum Glück bin ich es nicht und kann frei in der Welt herumreisen. Am Nachmittag hatte ich schon die nächste Hürde zu nehmen. Ich brauchte unbedingt ein Motorbike und ahnte, dass es in diesem Ort Probleme geben könnte.
Ao Nang Umgebung-Khlong Muang Beach
Alle Anbieter verlangten meinen Reisepass, was ich konsequent verweigerte. Bisher war es vielfach ohne jegliches Dokument möglich gewesen, einen passenden Anbieter zu finden, und den Pass hatte ich noch niemals abgegeben. Ich ging von einem zum anderen bis ich endlich in der Nähe meines Hotels einen netten Vermieter ausfindig machen konnte. Er akzeptierte meinen Führerschein, den ich ohnehin noch niemals gebraucht hatte und ließ auch beim Preis mit sich reden. Im Gegenzug nahm ich ihm sein Bike für die gesamte Dauer meines Aufenthalts ab. Diese unfreundliche rein kommerzielle Mentalität vieler Thailänder ging nicht spurlos an mir vorüber. Obwohl ich mich eigentlich nicht sparsam verhielt und eine Menge Geld unter die Leute brachte, konnte es diesen Menschen hier nie genug sein. Es herrschte teilweise das Motto „Je unverschämter desto besser“ und ich war ein wenig angeschlagen und fühlte mich nicht gut in dem Land. Die Mentalität war mir zuwider.
Ao Nang Umgebung-Noparathara Beach
In diesem Augenblick gab es nur eine Lösung für mich. Ich setzte mich auf mein Motorbike und fuhr in die schöne Landschaft hinaus. Hier war viel zu entdecken, man musste einfach nur einmal anfangen. Ich folgte der Straße vor meinem Hotel Richtung stadtauswärts und war bald in ländlicher Gegend. Immer wieder kam ich an Kalksteinhügeln vorbei, die mir nun schon sehr vertraut waren. Dann stand ich vor einer Abzweigung, die zum
Khlong Muang Beach führte. Einige staubige Kilometer später gelangte ich dort an. Dieser Strand gefiel mir, er war flach, breit und bot herrlich blaues Wasser. Rundherum war bewaldetes Hügelland und am Ende standen zwei schöne Hotelanlagen. In der Ferne ragten Kalkspitzen aus dem Wasser. Hier durch das flache Wasser zu waten und in der warmen Sonne die Seele baumeln zu lassen entschädigte mich für die geldgeilen Keiler von Ao Nang. Am späten Nachmittag als die Sonne schon sehr tief stand, trat ich die Rückfahrt an und stieß auf einen weiteren sehenswerten Strandabschnitt, den etwa vier Kilometer langen
Noparathara Beach im Westen der Stadt. Er ist ursprünglich, sehr flach und bei Ebbe kann man hunderte Meter hinauswaten. Am Nordende mündet ein Fluss ins Meer, von wo aus viele Ausflugsboote an- und ablegen. Der Blick auf die ins Wasser abfallenden Bergrücken war wunderschön und ich schaute der Sonne bei ihrem Untergang zu. Exakt gegenüber ist der Eingang zum
Mu Koh Phi Phi Nationalpark, zu dem auch die umliegende Wasser- und Inselwelt gehört.
Krabi-Felsen von Khanap Nam
Mit der Wahl meines neuen Hotels war ich sehr zufrieden. Per Motorbike machte ich mich auf den Weg in die Stadt Krabi. Keine fünfhundert Meter von meinem Resort entfernt lag auch der von Kalksteinformationen umgebene
Ao Nang Beach, der das eigentliche Zentrum der Region darstellt. Der Sand ist hell und fest und am Ufer gibt es einige schattenspendende Bäume. Hier liegen hinter der Straße zahllose Hotels, Restaurants, diverse Lokale, Supermärkte und Geschäfte. Der Strand ist der Ausgangspunkt für Fahrten zu den vorgelagerten Inseln. Ich ging ein wenig auf und ab. Es war sehr heiß in der Sonne und die ersten Badegäste lagen schon am öffentlichen aber keineswegs überlaufenen schönen Strand. Mir war zu diesem Zeitpunkt aber nicht zum Baden und ich ließ die herrliche Landschaft am Weg nach Krabi an mir vorbei fließen. Ich durchquerte direkt neben mir aufsteigende hohe Felsen auf der Straße und fuhr einfach immer weiter, bis ich etwas Interessantes zu Gesicht bekam. Ein wenig konnte ich mich noch an die Einfahrt mit Saran erinnern, doch im Grunde hieß es, sich jetzt neu zu orientieren. Plötzlich stand ich am Fluss mitten in der Stadt, dem
Krabi-River, und hielt an einem Parkplatz nahe einer Bootsanlegestelle an. Genau da wollte ich hin. Keine zwei Minuten später waren schon die ersten Keiler vorstellig, die mir einen Bootstrip zum ungefähr fünfzehn Minuten entfernten markanten Wahrzeichen der Stadt andrehen wollten.
Krabi-Felsen von Khanap Nam, Skulptur Mangrovenkrabbe
Die beiden bemerkenswerten
Kalksteinfelsen von Khanap ragen jeweils an die hundert Meter aus dem Wasser und flankieren den Fluss auf beiden Seiten wie zwei riesige Wachtposten. Über eine Treppe gelangt man in eine Stalaktiten und Stalakmitenhöhle in der einst auch menschliche Skelette gefunden worden waren. Auf der anderen Seite des wunderschönen Flusses grenzt ein Mangrovenwald an die Stadt. Ein Gewitter zog vom Nordosten heran. Am Horizont war es ganz finster, während in der Stadt noch die Sonne schien, ein interessantes Szenario. Ich wies die Schlepper auf den kommenden Regen hin. Sie verneinten. Man musste blind sein, um die Lügen dieser Leute zu glauben. Ich ließ die Dummköpfe links liegen und fuhr mit Vollgas in Richtung Ao Nang zurück. Keine Viertelstunde später ging es los mit den ersten Tropfen. Dann musste ich mehrmals anhalten und mich unterstellen, da ich kein Regengewand dabei hatte.
Am Abend führte ich seit langer Zeit wieder ein Skype-Gespräch mit meinem vietnamesischen Freund Phuoc in Saigon. Leider war die Verbindung sehr schlecht, sodass wir Mühe hatten, eine ordentliche Unterhaltung zustande zu bringen.
Krabi-Blick vom Wat Tham Sua auf das Flussdelta
Da mich am Vortag das hereinbrechende Gewitter in Krabi überrascht hatte, brach ich nochmals zu den Felsen von Khanap auf. Ich wollte noch ein paar Fotos machen und die umliegende Gegend erkunden. Gleich neben der Anlegestelle am Krabi-River steht die
Skulptur der großen
Mangrovenkrabbe und ihrer Jungen. Dabei geht es um die Fabel „Die Krabbe und ihre Mutter“, in der gemäß dem Motto der ganzen Provinz „Krabi Lively town, Lovely People“ auf die Bedeutung der Erziehung der Kinder hingewiesen werden soll, um dem Leitspruch auch gerecht werden zu können.
Meine Fahrt ging weiter Richtung Norden. Im zweiten Anlauf wollte ich den steilen Aufstieg zum Gipfel der Klippen beim
Wat Tham Sua endlich schaffen, war mir doch beim ersten Besuch der Regen in die Quere gekommen. Eine Treppe mit 1.237 Stufen führt zur mächtigen Buddha-Statue und einem Fußabdruck des Erleuchteten. Zuerst wanderte ich nochmals durch das weitläufige Areal zu ebener Erde und bestaunte den halbfertigen Betonturm. Ein mit bunten Fahnen geschmückter Weg leitete mich zu einem Altar mit einigen seltsamen Figuren und Wächtern. Daneben sah ich bereits den Stufenaufgang. Das konnte ja heiter werden, da es sich um wirklich sehr steile Stufen handelte und das Wetter zudem schwül war. Ich startete in meiner üblichen Art los, nicht zu schnell aber ohne Pausen.
Damit war ich bisher bei solchen Gelegenheiten immer gut gefahren. All die Streber, die meinten, sie könnten den Berg im Laufschritt bezwingen, hatte ich meist schon vor der Hälfte überholt, da sie vor Überanstrengung länger pausieren mussten. Schritt für Schritt ging es in die Höhe und der Ausblick wurde immer besser. Oben war es sehr windig und ganz schön kühl. Ich sorgte mich wegen einer Verkühlung, da ich ziemlich durchnässt war. Mit einem netten Amerikaner tauschte ich neben dem Riesen-Buddha ein paar Reiseerfahrungen aus und übersah ganz, dass sich erneut ein Gewitterfeld vom Norden näherte. In weiter Distanz regnete es schon, während hier noch die Sonne strahlte. Der Rundblick war großartig. Ich sah den Fluss zwischen den Felsen sich zum Meer schlängeln, sanfte Hügel, die Straßen der Stadt, das Meer und die Spitzen weit draußen in der See. In alle Richtungen bot sich ein tolles Bild. In der Ebene im Osten war der Flughafen zu erkennen und im Nordwesten eine von großen Hügelformationen bestückte Bergwelt. Ich zögerte den Abstieg so lange ich konnte hinaus, aber es wurde Zeit, die Regenfront rückte kontinuierlich näher. Mir machte das Absteigen weit weniger Spaß als das Hinaufgehen. Ich gab mein Bestes und schaffte es genau zu Regenbeginn zum schützenden Dach eines der Tempelgebäude.
Krabi-Vegetarisches Essen
Es dauerte eine Weile bis sich das Gewitter verzogen hatte. Ein wenig tröpfelte es noch, doch ich fuhr los. An einem Verkaufsstand für
vegetarisches Essen blieb ich stehen und bestellte mir eine ordentliche Portion. Da wurde einfach ein großes Zelt auf der halben Straßenseite aufgestellt und der Verkehr darum herum geleitet. Ganz geheuer war mir der Standort wegen des dichten Autoverkehrs nicht, aber ich wagte es und das Essen schmeckte vorzüglich.
Selbst auf einer Weltreise gibt es eine Art Alltag. Damit meine ich wiederkehrende Tätigkeiten, die nicht unbedingt Spaß bereiten. Sobald ich in einen neuen Ort komme, muss ich mich beispielsweise um meine Wäsche kümmern und ein entsprechendes Service suchen. Das kann manchmal sehr schnell gehen und einfach sein, sich gelegentlich aber auch zu einem kleinen Problem auswachsen. In Bangkok hatte ich Mühe, eine Wäscherei zu finden und musste dazu extra ins Backpacker-Viertel fahren. Natürlich kann man auch im Hotel das Service in Anspruch nehmen, doch diese Dienstleistung ist in allen Hotels gleichermaßen bei weitem zu teuer. So einen Art
„Haushaltstag“ hatte ich vor mir. Ich fuhr zum Laundry-Service, holte Geld aus dem Automaten, verlängerte den Mietvertrag meines Motorbikes und ging danach zum Friseur. Diesen zu finden war mir nur dank der Mithilfe von Nan von der Reiseagentur gelungen. Die meisten Friseure,
die ich bisher besucht hatte, waren ungelernt und schnitten einfach wild durch die Haarpracht, was nicht in meinem Sinne ist. Da kommt man aber erst drauf, wenn es bereits zu spät ist. Dieses Mal klappte es gut und ich konnte mich am späten Nachmittag beruhigt auf das Motorbike setzen und ein paar neue Strände anfahren. Ich suchte einen geeigneten Badestrand mit Hotel direkt am Wasser.
Der
Tubkaek Beach ist der nördlichste von Krabi und sehr ruhig. Er liegt etwa eine halbe Stunde von Ao Nang entfernt. Irgendwann hörte die Straße auf und ich musste umdrehen. Auf der Strandseite liegen ein paar Hotels, auf der anderen Seite ist Waldgebiet. Ich ging in ein sündhaft teures Hotel und schaute mir den Garten, die diversen Pools und den Strand an. Obwohl es aufwändig betrieben wurde, gefiel mir das Resort überhaupt nicht. Auf mich wirkte es dekadent und selbstgefällig. Der helle Sandstrand war eng und nicht vom Schwemmgut gereinigt, also eigentlich nicht wirklich sauber. Dafür haben die Thai einfach keinen Sinn. Mit natürlicher Schönheit ohne große Prahlerei konnte das Hotel nicht punkten. Da ohnehin kein Zimmer frei war, erübrigte sich alles Weitere sofort. Ich ging dann ein paar hundert Meter weiter noch an einen freien Strandabschnitt, der etwas breiter war und beobachtete die Sonne beim Untergehen. Die Felsformationen draußen im Meer waren aber schon besonders eindrucksvoll. Trotzdem kam der Tubkaek Strand für mich nicht in Frage.
Ao Nang Umgebung- Blick auf den Khlong Muang Beach
Ich fuhr wieder ein Stück zurück zum Khlong Muang Beach, den ich schon kannte und schaute mir das bestens auf einer Anhöhe direkt über dem Meer gelegene moderne Hotel an. Der Blick von der Rezeption auf die Pools, den Garten und das Meer war sensationell. Es waren Zimmer frei und ich ließ mir eines zeigen. Sie waren eng und klein aber schön. Der Preis lag hoch und Internet war extra zu bezahlen. Im Prospekt stand etwas von einem gut ausgestatteten Fitnesscenter. Ein Schweitzer, der im Hotel arbeitete, führte mich dorthin. Es konnte sich nur um einen Scherz handeln. Es war schlecht ausgestattet und verfügte über miese Geräte. So etwas kam für mich überhaupt nicht in Frage. Mit der Prospektwahrheit nehmen es viele Anbieter nicht wirklich ernst. Ich bedankte mich und trat bei Dunkelheit die Rückfahrt nach Ao Nang in mein Hotel an.
In der Zwischenzeit hatte ich viele Strände gesehen, war aber noch auf keinem so richtig zum Baden gewesen. Das wollte ich ändern und begab mich am Nachmittag des 14. Oktober zum nur mäßig besuchten
Phai Plong Beach in Ao Nang. Er liegt gleich neben dem Ao Nang Beach ein wenig abseits vom Trubel und hat einen gelblich hellen Sandstrand. Wenn man ins Wasser geht, kann es an manchen Stellen ein wenig schlammig werden, offenbar ein Überrest der Mangrovenvegetation.
Gastropoden-Friedhof Susaan Hoi zwischen Ao Nang und Krabi
Der Blick auf die seitlich ins Wasser hinausragenden Kalksteinklippen, die sich auch direkt im Hinterland mit einer mächtigen Felswand weiter fortsetzen, ist sehenswert. Da ich mich an die vielen Naturschönheiten schon gewöhnt hatte, fiel mir so manche Attraktion gar nicht mehr besonders auf. Der Strand endete vor den Felsen und dementsprechend stand dort auch „The Last Fishermans Bar“, die nichts Besonderes darstellte außer den auffälligen Namen.
Als ich vom Baden genug hatte, bestieg ich mein Motorbike und fuhr zum
Gastropoden-Friedhof Susaan Hoi. Der Muschelstrand liegt zwischen Ao Nang und Krabi und war schnell erreicht. Bei diesem Fossilien Friedhof handelt es sich um einen ehemaligen riesigen Frischwassersumpf, Habitat für Gastropoden, die vor etwa vierzig Millionen Jahren plötzlich ausgestorben waren. Der Sumpf begann auszutrocknen und mit ihm die Bauchfüßler. Heute lassen sich die Gastropoden als Fossilien in einer vierzig Zentimeter dicken versteinerten Schicht bewundern. Was am ersten Blick aussieht wie gebrochene dicke Betonblöcke, sind in Wahrheit die Überreste von Kleinlebewesen aus unvorstellbar langen Zeiten. Angeblich gibt es nur mehr zwei weitere fossile Fundstätten dieser Art in Amerika und Japan.
Am nächsten Tag kam ich kaum aus dem Hotel, da ich intensiv mit meinen Reiseberichten beschäftigt war. Gegen Abend besuchte ich Peter, um mit ihm weitere Pläne für Ausflüge und die Weiterreise durchzugehen.
Von Peter hatte ich erfahren, dass auf der Halbinsel
Railay besonders schöne Strände zu finden sein würden, und ich mir sogar überlegen könnte, dort ein paar Tage zu verbringen. Am geschäftigen Strand von Ao Nang war es ganz einfach, ein Ticket für die Überfahrt zu lösen. Die kurze Fahrt mit dem Langboot führte durch türkisgrünes Wasser vorbei an den vom Strand aus sichtbaren Felsen und dauerte vielleicht eine Viertelstunde. Die Railay Phra Nang Landzunge ist von großen Felsformationen eingeschlossen und nur auf dem Wasserweg erreichbar. Sie liegt etwa drei Kilometer südöstlich von Ao Nang. Insgesamt gibt es vier Buchten und die Kalksteinklippen, der teils weiße Sand und das stellenweise klare Wasser ziehen viele Besucher an. Wir landeten in
Railay West, wo es einen attraktiven braunen Sandstrand gibt. Die etwas nördlicher liegende
Ao Ton Bucht hat zwar eine schöne Lage, ist aber zum Baden nicht geeignet. Ich watete ein wenig im seichten Wasser herum und machte mich dann auf die Suche nach dem Außergewöhnlichem, das mir angedeutet wurde.
Railay-Müllhaufen am Weg zur Ostbucht
Zu diesem Zweck durchquerte ich die schmale Halbinsel von West nach Ost. Gleich zu Beginn des schmalen Weges stehen die üblichen Agenturkojen, die einem alles und nichts verkaufen wollen. Dann gab es die ersten Hinweise auf die guten Klettermöglichkeiten in dieser Gegend. Krabi und Ko Phi Phi sind die einzigen Orte in Thailand, die über solche Angebote verfügen. Die wabenartigen Kalksteinklippen locken Kletterer aus der ganzen Welt an. Nur im Süden Frankreichs gibt es ähnlich anspruchsvolle Felsen. Es lagen auch die ersten unansehnlichen Müllhaufen am Wegrand. Ich ahnte bereits, was folgen würde.
Railay East ist von Mangroven bewachsen und dadurch auch in der Monsunzeit ein passender Platz, um bequem vom Boot aussteigen zu können. Es war gerade Ebbe und das Wasser hatte sich weit zurückgezogen. Alle Umweltsünden waren auf einen Blick sichtbar. Mag sein, dass weniger sensitive Menschen, es nicht so wahrnehmen, für mich war es jedenfalls ein Desaster. Ich wanderte über einen hässlichen Betonsteg von einer Seite zur anderen. Unterhalb lagen Schmutz, Unrat und diverse Gegenstände, die einfach liegen gelassen worden waren. Teilweise roch es bereits. Diesen Teil empfand ich als ekelig und war entsetzt. Hier sollte ich eventuell ein Hotelzimmer für ein paar Tage buchen, so lautete eine Option.
Railay-Phranang Cave Beach
Ich ging an die Rezeption des ins Auge gefassten Hotels und rief die Agentur an. Zum Glück war noch nichts gebucht, denn das hätte ich sofort storniert. Das Personal des Hotels war wenig freundlich und der Preis wäre völlig unakzeptabel gewesen. Ich war froh, als ich diese Stätte wieder verlassen hatte.
Eine Chance gab es noch, mich zu überzeugen. Ich machte mich auf den Weg zum am weitesten im Süden liegenden
Phranang Cave Beach. Dazu musste ich einem interessanten befestigten Weg am Fuß einer massiven überhängenden Klippe folgen, der direkt dorthin führt. Und ich fand tatsächlich eine Art Bilderbuchstrand, jedenfalls den schönsten dieser Region. Er besteht aus feinem hellen Sand und wird von einer Kalksteinklippe überragt, in die eine kleine Grotte für einen Schrein geschlagen wurde. Leider waren sehr viele Tagestouristen zu Besuch, sodass mein Spaß ein wenig getrübt wurde. Es waren auch Felskletterer zu sehen, die unter Anleitung von fachkundigen Führern die steilen Wände hochstiegen. Später setzte ich mich wieder ins Boot und ließ mich zum Ausgangsort zurück bringen. Das herrlich türkisfarbene Wasser und die vielen Felsen sahen vom Boot noch viel attraktiver aus.
Pünktlich um halb neun Uhr morgens am 17. Oktober holte mich der Mini-Van von meinem Hotel ab. Ich hatte einen Tagesausflug zu den berühmten
Phi Phi Inseln gebucht. Die beiden Inseln
Phi Phi Don und
Phi Phi Le liegen vierzig Kilometer südlich von Krabi und stellen wohl das Traumbild tropischer Insellandschaften mit weißen Sandstränden, türkisfarbenem Wasser, vorgelagerten Korallenriffen, kleinen Buchten und Palmen dar. Sie gehören zum
Phi-Phi-Hat-Nopparat-Thara-Meeres-Nationalpark, dem auch ein Teil des Festlandes bei Ao Nang zugerechnet wird. Die senkrecht in die Höhe stehenden Kalksteinklippen erreichen auf Phi Phi Don 314 Meter und auf Phi Phi Le 374 Meter Höhe. Die atemberaubende Landschaft lockt Besucher und Kletterer aus aller Welt an. Mir war bewusst, dass der Ausflug eine Prise Massentourismus beinhaltete, aber ich wollte die Region nicht verlassen, ohne diese einmaligen Orte nicht zumindest kurz besucht zu haben.
An der Anlegestelle in Ao Nang sammelten sich die Tagestouristen und viele schnittige Schnellboote warteten auf die Abreise. Schon die Ausfahrt aus dem kleinen Hafen vorbei an bewaldeten Sandstränden und Felsen war außergewöhnlich.
Nach dem letzten engen Felsen nahm das Boot richtig Fahrt auf und bei ruhiger See und herrlichem Wetter glitten wir über das tiefblaue Wasser. Ich saß mit ein paar jungen Touristen aus Singapur ganz vorne am Boot und der Wind pfiff uns um die Ohren. Nach rund dreißig Minuten landeten wir auf
Bamboo Island, einer unbewohnten kleinen Insel mit weißem Strand und kristallklarem Wasser. Dort hatten wir die Möglichkeit zu schwimmen, die Insel zu erkunden oder einfach nur in der Sonne zu liegen. Ich spazierte über die Strandabschnitte, machte eindrucksvolle Fotos und marschierte ein Stück ins Landesinnere. Offenbar konnte man hier in Zelten übernachten, da einige davon zu sehen waren. Im Großen und Ganzen war alles relativ sauber und die Park-Ranger dürften ihre Aufgabe im Griff haben. Nach einer Stunde ging die Fahrt weiter zur Phi Phi Le Insel. Das Boot machte bei der
„Wikingergrotte“ Halt, in der angeblich Höhlengemälde zu sehen gewesen wären. Ein Besuch war aus mir nicht bekannten Gründen aber nicht möglich, was mich nicht störte. Die tolle Ansicht von außen mit den Stalaktiten und den senkrecht ins türkisfarbene Wasser abfallenden Felsen genügte mir. Was dann folgte, war ein echter erster Höhepunkt. Zweimal ums Eck von der Höhle liegt die
Pileh Bay, in die wir langsam einfuhren. Die Farbe des Wassers war so atemberaubend schön,
Phi Phi Le-Maya Bay (The Beach)
dass ich es kaum glauben konnte. Wir waren ringsum von Felsen eingeschlossen. Das Boot warf den Anker und wir sprangen ins glasklare Wasser. Alles erinnerte mich an die Ha Long Bay in Vietnam, nur mit dem Unterschied, dass das Wasser hier zumindest optisch total sauber war. Es war ein Vergnügen, hier herumzutollen. Die Ausfahrt eng an den Felsen vorbei an den anderen Booten werde ich nicht bald vergessen. Wir fuhren erneut an einigen riesigen Felsformationen entlang, ehe das nächste Highlight wartete. Die wunderschöne
Maya Bay auf Phi Phi Le liegt inmitten bewaldeter Klippen. Sie war im Jahr 1998 Drehort des Films „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio. So sensationell die Bucht auch ist, die Massen von Menschen, die sich hier kurzfristig auf Besuch aufhielten, gefielen mir weit weniger. Normalerweise versuche ich, mich davon fernzuhalten, was aber in diesem Fall leider nicht möglich war. Das smaragdgrüne Wasser gibt den Blick auf eine zauberhafte Unterwasserwelt frei. Auf der gesamten Insel gibt es glücklicherweise ein Bauverbot.
Wir erreichten die Insel Phi Phi Don. Vor einem kleinen Strand, auf dem sich Affen aufhielten, warfen viele Touristen Essensreste hinüber. Ich mochte dieses Gehabe weniger und war froh, als wir von dort wieder losfuhren. Die Insel besteht aus zwei Teilen, die durch eine etwa ein Kilometer lange Landenge miteinander verbunden sind. Darin befindet sich das Fischerdorf
Ton Sai, das im Jahr 2004 durch den Tsunami schwer beschädigt wurde. Die großartige
Ton Sai Bay wird auf der einen Seite von Felsen und auf der anderen von einer Landzunge mit Ferienstränden umrandet. Dort ließe es sich sicher toll verweilen, war mein Gedanke. Wir legten in der überlaufenen Bucht an, wateten an Land und bedienten uns beim vorbereiteten Mittagsbuffet. Das Essen war in Ordnung, aber eine riesige Massenabfertigung. Später wanderte ich durch den Ort, der sehr kommerzialisiert ist. Ich war erstaunt, wie sauber das Wasser hier trotz des Touristenwahnsinns aussah. Dann cruisten wir ein Stück in die Bucht hinaus und ankerten zum Schnorcheln. Man musste vorsichtig sein, denn die Riffe waren teils sehr flach und es gab Unmengen von Seeigeln. Ein Teilnehmer stieg auch prompt auf einen Igel und es war am Boot nicht möglich, die Stacheln restlos zu entfernen. Die Rückfahrt am Nachmittag war ebenfalls ein schönes Erlebnis.
Von der Distanz konnte ich nochmals Bamboo Island ausnehmen. Ich sah am Weg viele beeindruckende Felsen aus dem Wasser ragen, während unser Boot über das Wasser schoss. Mit dem Wetter hatten wir Riesenglück, denn, wenn die See rau ist, macht das Fahren mit dem Speed-Boot keinen Spaß. In der Zwischenzeit war Ebbe und bei der Einfahrt in Ao Nang war ein Großteil des Wassers „verschwunden“. Es stand nur mehr eine schmale Fahrrinne zur Verfügung. Ein trotz des Besucherandrangs großartiger Ausflug ging zu Ende. Ich hatte gefunden, wonach ich schon so lange vergeblich gesucht hatte, nämlich Strände und Wasserlandschaften von besonderer Güte und Qualität.
Mein Abschied aus Ao Nang stand kurz bevor. Eine Weile überlegte ich bereits, welche Insel oder welche Baderegion ich ansteuern sollte. Nach einem weiteren Treffen mit Nan und Peter entschied ich mich für die Insel
Ko Lanta südlich von Krabi in der Andamanensee. Dort erhoffte ich mir schöne Strände und ein weniger kommerzielles Umfeld als in Ao Nang. In zwei Tagen würde es losgehen. Ich war froh, eine Entscheidung getroffen zu haben, da ich damit wieder eine Weile Ruhe hatte und Organisationsarbeit wegfiel.
In Thailand werden faktisch überall auf der Straße bestimmte Dienstleistungen wie verschiedene Massagen, Pediküre, Maniküre oder Haarschnitte angeboten. Leider ist die Qualität eher dürftig, da es sich meist um ungelernte Kräfte handelt. Davon hatte ich genug und ließ mir von Nan einen Salon für Pediküre empfehlen. Schon zweimal war ich zu irgendwelchen Straßenanbietern gegangen und meine Erfahrungen waren negativ. Diesmal klappte es endlich und die Qualität passte.
Anschließend machte ich mich auf den Weg nach Krabi, um von dort weiter in den
Khao Phanom Bencha Nationalpark zu fahren. Der
Huay To Wasserfall war das eigentliche Ziel. Ich stand gerade am Krabi-River und machte ein paar Fotos, als ich wieder einmal bemerkte, dass Regen im Anmarsch stand. Da die Anfahrt noch relativ weit gewesen wäre, entschloss ich mich zur Umkehr. Der häufige Regen hatte mir nun schon öfters einen Strich durch meine Rechnung gemacht. Es blieb nur noch ein Tag bis zu meiner Abreise, daher hoffte ich auf stabileres Wetter. Der Abend war lau und ich fuhr mit dem Motorbike zu ein paar Stränden.
Khao Phanom Bencha Nationalpark-Huay To Wasserfall
Es war der letzte Tag in Ao Nang. Das Wetter schien zu passen und ich fuhr zum Nationalpark. Als ich Krabi hinter mir gelassen hatte und in die Landstraße zum Wasserfall einbog, veränderte sich das Landschaftsbild rasch. Neben der Straße standen viele Palmenhaine und ich näherte mich den Bergen. Etwas mehr als vierzig Kilometer beträgt die Strecke in eine Richtung. Der Park war leicht zu finden und am späten Vormittag erreichte ich den Eingang. Der Khao Phanom Bencha Nationalpark erstreckt sich über fünfzig Kilometer nördlich von Krabi bis an die Grenze von
Surat Thani. Der dreißigste Nationalpark Thailands wurde im Juli 1981 eröffnet und ist der einzige in der Provinz Krabi, der auch Festland umfasst. Sein bis zu 1.397 Meter hoher Gebirgskamm ist auch gleichzeitig die Wasserscheide für die Provinz. Die Fläche ist vorwiegend von feuchtem Regenwald bedeckt und es gibt Wasserfälle, Höhlen, Klippen und Bäche zu sehen. Der Park ist die Heimat von Wildschweinen, Panthern, Languren, Schwarzbären, Hirschferkel, Gibbons und Nashornvögel. Auch Tiger wurden schon gesichtet.
Baumriese im Khao Phanom Bencha Nationalpark
Ich stellte mein Motorbike ab, besorgte mir ein Ticket und wanderte los. Gleich neben dem Eingang liegt ein schöner naturnaher gepflegter Park. Ein schattiger kurzer Wanderweg führt leicht bergauf entlang des Baches zum Huay To Wasserfall. Erst kurz vor dem letzten Auffangbecken wird der Weg ein wenig anspruchsvoller. Der Wasserfall ergießt sich etwa einen halben Kilometer von der Parkzentrale entfernt über elf Becken in eine Tropfsteinhöhle, die zwei Kilometer bachabwärts liegt. In manchen Abschnitten weist das Wasser eine Fallhöhe von bis zu siebzig Metern auf. Ich kletterte soweit hinauf, als es mit meiner Ausrüstung gefahrlos möglich war. Dann wurde es sehr steil und unwegsam, der Weg verengte sich. Ich kehrte um. Immerhin hatte ich drei Auffangbecken gesehen, wo teils auch Kinder und Jugendliche badeten. Der Platz an dem ich mich befand, stellte eine wahre Naturschönheit dar. Ich war sehr glücklich, es doch noch hierher geschafft zu haben. Der Parkverwalter avisierte mir noch einen nahen Berggipfel mit einem Aussichtspunkt, doch die Mückenplage im Regenwald war so stark, dass es wenig Spaß machte ohne Schutzcreme, die ich nicht hatte, hier länger aufzusteigen. In der Ebene standen einige beeindruckende Bäume mit gewaltigem Umfang und Baumkronendächern. Jetzt wollte ich noch die nahe
Tropfsteinhöhle Khao Pheung mit dem Motorbike anfahren. Leider war der Zufahrtsweg aber so schlammig, dass ich es nicht wagte. Anstelle dessen fuhr ich noch eine Weile in der Gegend herum und sah mir die Felsformationen an.
Am Abend buchte ich bei meiner Agentur endlich von
Phuket aus den Flug nach
Singapur für den 19. November. Dann gab ich mein Bike retour, holte meine frische Wäsche und packte meinen Koffer.